„Das war eine spannende und vielseitige Zeitreise durch die 1.250 Jahre alte Mensfeldener Geschichte “, freut sich Bürgermeisterin Silvia Scheu-Menzer, und ergänzt, „das hat perfekt zum Mensfeldener Dorfjubiläum gepasst.“ Die Kirche in Mensfelden war am Sonntag mit ca. 200 Besuchern gut besucht. Obwohl die Veranstaltung über 2,5 Stunden dauerte, war sie sehr kurzweilig. Das lag auch daran, dass die 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Themen sehr engagiert und anschaulich vortrugen. Unterstützt wurden sie mit einer passenden Bilder-Präsentation. Insgesamt gab es 46 historische Momente, die für Mensfelden bedeutend sind.
Zu Beginn besprach Dr. Christoph Waldecker, Stadtarchivar aus Limburg, die Frühzeit von Mensfelden. Er gab sehr interessante Einblicke in das Leben zu Zeiten Karls des Großen um 775 bis in das Frühe Mittelalter.
In 1204 wurde die Mensfeldener Kirche erstmalig erwähnt, dies trug Pfarrerin Sarah-Marie Fröhlich vor, die später auch zur Reformationszeit sprach. Die bewegte Geschichte der ersten Glocke um 1431 und den Bau des Pfarrhauses stellte Bärbel Knapp vom Kirchenvorstand vor. Der Kirmesbursche Benjamin Narewski ging auf die erste Kirmes in 1469 bis zur heutigen Zeit ein. David Diefenbach sprach über das erste Rathaus in 1586 und den Heilbrunnen ab 1692, der heute als verschollen gilt. Thomas Fischer wusste über die erste Schule zu berichten (1620) und später auch noch über das erste Auto in Mensfelden (1901) sowie über die Gründung des Vereins für angewandte Lebensfreude (1991). Silvia Scheu-Menzer stellte den „Arbeitskreis Spuren Jüdischen Lebens in Hünfelden“ vor und die Ersterwähnung jüdischer Einwohner in Mensfelden (1673) wie auch deren Vertreibung von 1933 – 1939.
Aus himmlischen Sphären erklang plötzlich die Bach Toccata D minor, wunderbar gespielt von Christopher Jung, dem Kirchenorganisten. Die Orgel wurde um 1721 gebaut.
Gerd Hasselbach beschäftigte sich mit den zahlreichen Auswanderern vor allem nach Nord- und Süd-Amerika (1723 – 1896) und später noch mit der ersten Post (1890) und dem ersten Telefon (1895) in Mensfelden. Auch nördlich von Kassel sind in 1776 viele Mensfeldener nach Friedrichsfeld ausgewandert, vorgetragen von Rolf Schwenk. Dass Mensfelden, wie von Stefan Doogs vorgestellt, schon 1777 ca. 1.000 Einwohner zählte, war für viele Besucher überraschend. In 1801 wurde Mensfelden durch einen Großbrand fast vollständig zerstört. Robert Krebs trug dies so vor, als wäre man dabei gewesen. Danach kam Franz Krainer, der den ältesten Verein in Mensfelden, den Gesangsverein, vorstellte (1837). Er hatte die eindrucksvolle reich bestickte Vereinsfahne mitgebracht. Carl Philipp Hehner ist wohl der berühmteste Mensfeldener Bürger, er nahm sehr engagiert an der Nationalversammlung in der Paulskirche 1848 teil, der Wiege unserer Demokratie (Frank Patermann). Der größte Verein in Mensfelden ist der Turn- und Sportverein. Er hat eine bewegte Geschichte hinter sich, darüber sprach Holger Schmidt. Er war 1894 als Turnverein gegründet, 1922 als eigenständiger Sportverein ausgegründet und 1936 zum Turn- und Sportverein zusammengeführt worden. Holger wies auch auf das erste Bergturnfest 1896 hin, das zweitälteste Turnfest in Hessen, das heute noch existiert. 1898 wurde der Obst- und Gartenbauverein gegründet, der viele Menschen mit Ratschlägen zum Gemüse- und Obstanbau unterstützt (Gerd Hasselbach). Kaiser Wilhelm II war auch in Mensfelden und hielt 1905 ein großes Manöver ab. Dass die Bäume auf dem Mensfeldener Kopf eine Beziehung zu Kaiser Wilhelm I haben, wusste Günter Foth. 1914 wurden die Mensfeldener erleuchtet, der erste Strom floss und plötzlich war es auch nachts hell (Wolfgang Reh). Über eine üble Geschichte der deutschen Vergangenheit musste der Ortsvorsteher Stephan Blödel berichten, er behandelte den ersten und zweiten Weilkrieg. Lange ist es her, dass die Bauernschaft der bedeutendste Wirtschaftszweig unserer Gesellschaft war, heute sind nur noch wenige Menschen darin tätig (1919, Jürgen Völker). Ab 1935 gab es in Mensfelden eine Freiwillige Feuerwehr, ein Segen! (Frank Seel). Heute wissen nur noch die Wenigsten, wieviele Heimatvertriebene nach dem 2. Weltkrieg nach Mensfelden gekommen waren. Es waren 228 Menschen mit all ihren Sorgen und Nöten. Fred Narewski als Nachfahre zeigte den kleinen Holzkoffer mit dem sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft gekommen ist. Das Zollhaus in Mensfelden war immer schon ein besonderer Ort, es brannte 1945 noch in Zeiten des Krieges ab und wurde neu aufgebaut (Steffen Heckelmann). Die Landfrauen in Mensfelden gründeten sich 1953 und erfanden sich in 2016 unter Landfrauen 2.0 neu (Corinna Zollmann). Wolfgang Reh berichtete über die erste und zweite Gemeinschaftsgefrieranlage, welche die Lebensmittelkonservierung revolutionierte (1960/1962). In den 60er Jahren war der Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ sehr beliebt. Mensfelden wurde 1962/63 Kreis- und Bezirkssieger (Gerd Hasselbach). Über die schwierige Vereinszeit in 1964, als sich der Turnverein Jahn aus dem TuS Mensfelden ausgründete, berichtete Andre` Zeidler. Seit nunmehr über 55 Jahren gibt es die Ferienfreizeit auf dem Mensfeldener Kopf, ein sehr erfolgreiches Konzept für das dörfliche Miteinander (Jara Völker). 1971 war es dann vorbei mit der dörflichen Eigenständigkeit, Mensfelden wurde Teil von Hünfelden (Silvia Scheu-Menzer). Der besonders in den letzten Jahren stark strapazierte Mensfeldener Kopf wurde 1998 zum Naturschutzgebiet erklärt. Matina Schmidt rief dazu auf, bei den Kümmerern dabei zu sein. Der Bau der Erich-Valeske-Halle in 2010/11 ist für Holger Schmidt das verbindende Element für einen nachhaltigen Dorffrieden, da hier für alle Vereine und Gruppierungen ein gemeinsamer Ort entstanden ist. Den Verein Zukunft & Kultur (2011) stellt Jara Völker als modernen Verein vor, der das Glühweinfest ausrichtet oder bei der Kirmes mitwirkt. Der Verein „Querschnitte e.V. sitzend Größe zeigen“ wird von Jan Pfeifer vorgestellt. Er setzt sich dafür ein, dass alle Menschen gleichberechtigt am Leben teilnehmen können und sucht stets nach praktischen Lösungen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Esther Ben-Yehoshua lässt noch einmal die wunderbare Zeit des Dorfwettbewerbes „Unser Dorf hat Zukunft“ aufleben, als wir Bundessieger wurden (2013). Und schließlich trägt Wolfgang Schwenk vor, dass aus diesem Prozess die Zukunftswerkstatt hervorgegangen ist. Sie kümmert sich um die vielfachen Wünsche der Dorfgemeinschaft für einen Dorftreff und Belange der Natur- und Umwelt.
„Ich möchte mich herzlich bei allen Beteiligten bedanken, die mit großem persönlichen Einsatz und guten Ideen das Projekt möglich gemacht haben, Mensfelden ist wirklich eine Zeitreise wert!“, schließt Gerd Hasselbach, der Initiator der Veranstaltung, die Berichterstattung und bedankt sich besonders bei der Kirchengemeinde und dem Ortsbeirat, der in bester Art und Weise nach der Veranstaltung einen Sektempfang in schönster kirchlicher Umgebung organisiert hat.